Dienstag, 19. Januar 2016

Krimi schreiben an Österreichs Schulen

Ein Krimiworkshop ist eine sehr kurzweilige Methode den Schülern wieder die Lust auf das Lesen und Schreiben von Texten schmackhaft zu machen. Und das kann ich mittlerweile, wo ich, selbst begeisterte Krimileser und -Schreiberin, seit über zwei Jahren mit meinem "kriminellen Equipment" an Österreichs Schulen unterwegs bin, nur bestätigen. Betrete ich ein Klassenzimmer, eine Schulbibliothek werde ich natürlich erst einmal mit Skepsis von den Schülern beäugt, in ihren Gesichtern steht der "Oh Mann, was will die bloß von uns!"Ausdruck. Ablehnung, die Arme unter der Brust verschränkt, lässig Kaugummi kauend, hoffend, dass diese zwei Stunden bald vorbei sind. 



Spätestens, wenn ich meine Aromabar eröffne ist das Eis gebrochen.Danach noch der Koffer mit Mordwerkzeugen und dann macht sogar das Erarbeiten von "kriminellen Texten" Spaß und der detektivische Spürsinn ist in den Jugendlichen geweckt. Das Ergebnis kann sich sehen bzw. hören lassen und man stolpert über Leichen in Kühlregalen von Supermärkten, auf Friedhöfen, in dunklen Gassen, ja sogar hinter Schulmauern passieren merkwürdige Dingen, die nach Aufklärung schreien.


In der Zwischenzeit gibt es anlässlich der hohen Nachfrage nicht von LehrerInnen,sondern: 
von Schülern initiiert,ein Krimiworkshop Teil 2.Da geht es dann ans Eingemachte. Das Voten von Büchern -Profiling - Serientäter - und das Drehbuch stehen da im Vordergrund.Zu meiner großen Freude sind die Jugendlichen nach diesen zwei Stunden oft ganz erstaunt, dass die Zeit schon um ist. 

Und auch ich bin erstaunt und freue mich auf den nächste Workshop.

Nähere Infos unter: 
www.ingridsonnleitner.at



Hier eine Leseprobe:



Der Schulwart
David H. 3c BRG Traun


Verzweifelt suchte Luca in seinem Rucksack nach dem Handy. Es musste doch da irgendwo drinnen sein und außerdem hatte er Lisa noch während der Deutschstunde eine SMS geschickt. Möglicherweise hatte er es in seinem Bankfach liegen gelassen. Hastig eilte er wieder zurück ins Klassenzimmer der 3a, drückte die Klinke der Tür und trat ein. Gerade wollte er am Katheder zu seinem Platz vorbeieilen, da stockte er plötzlich. Neben dem Lehrertisch lag ein riesiges Fleischermesser in einer Blutlacke. Seine Beine wurden weich wie Gummibären, seinen Herzschlag spürte er am Hals. Luca wollte schreien, doch seine Stimme versagte, dann wurde er ohnmächtig. Als er wieder aufwachte war der Raum stockdunkel. Er ging zum Fenster und sah hinaus. Der Schulhof war menschenleer. Leise schlich er aus dem Klassenzimmer den Gang entlang. Da hörte er plötzlich Schritte und ein Schleifen ... 


Ruhe sanft!

Jakob, Patrick, Marcel und Thomas
NMS Fehring (Integration)

Franz Julikos lag da, neben einem Grabstein. Das Außergewöhnliche daran, dass der Friedhofsgärtner am Friedhof war und eben dort lag, war das große Loch an seinem Hinterkopf.
Frau Erika Holz war auf dem Weg zum Grab ihres Vaters, wie jeden Samstag. Als sie in die Grabreihe kam, in der sich ihr Familiengrab befand, blieb sie stehen. Sie sah weiter vorne einen Grabstein, der rot in der Sonne glänzte. Als sie näher kam schreckte sie zurück. Der Grabstein war nämlich blutgetränkt. Und neben dem Grabstein sah sie den leblosen Körper des Franz Julikos liegen.
Sie rannte davon, um Hilfe zu holen. Der herbeigerufene Polizist untersuchte zunächst den Tatort. In der Folge wurde auch Frau Holz befragt und der Zeugin fiel auf, dass nun die Haue, die vorher noch neben dem Toten gelegen war, plötzlich verschwunden war. Der anwesende Gerichtsmediziner bestimmte die Tatzeit und die Tatwaffe - es handelte sich dabei ziemlich sicher um diese Haue.
War der Täter etwa noch am Friedhof?